Gesinnungslos?

Eine der größeren Änderungen die für das “Pathfinder Second Edition Remastered Project” angekündigt wurden ist das die Gesinnungen, so wie sie aktuell als Auswahl aus 9 Feldern existieren, entfallen. Da es hier einige Aufruhr und auch Missverständnisse gab möchte ich darauf näher eingehen.

Warum entfällt dieses Regelelement?

Paizo wird die neuen Kernregeln unter der neuen ORC Lizenz veröffentlichen und nicht mehr unter der OGL (Open Game Lizenz). Die OGL erlaubte die Nutzung aller Inhalte die im SRD (Systems Reference Document) von WotC enthalten sind. Und hier fängt es schon an kompliziert zu werden. Die OGL wurde damals ins Leben gerufen um eine Rechtssicherheit zu schaffen. Wenn man nun Dinge ohne die OGL nutzt die im SRD stehen heißt das nicht automatisch das man verklagt wird, es kann aber durchaus möglich sein. Da hinter WotC mit Hasbro ein riesiger Konzern steht ist man immer angeraten die Wahrscheinlichkeit einer Klage möglichst gering zu halten.

Das es generellen so etwas wie eine Einordnung in “Rechtschaffen” und “Chaotisch” oder “Gut” und “Böse” gibt ist schon sehr alt, die Einteilung in exakt 9 Felder kam aber das erste Mal in D&D vor und somit ist es durchaus möglich das man dieses Regelelement als schützenswert erachtet und daher eine Klage anstrengt.

Ja aber das mit den Zauberplätzen ändert man auch nicht!

Nein, hier liegt die Sache aber tatsächlich etwas anders. Das Vancien System wie die Magie in D&D und abgeleiteten Systemen wie auch Pathfinder funktioniert ist schon wesentlich älter. Sie wurde von Jack Vance in der Kurzgeschichte Mazirian the Magician beschrieben, was zwar an sich Prosa ist, die Beschreibung aber so speziell ist das wohl eher die Nachkommen von Vance ein Recht hätten zu klagen und weniger WotC.

Ist das denn alles jetzt so sicher gegen Klagen?

Nein, sicher nicht, aber sicherer. Die OGL wurde ins Leben gerufen um die Sicherheit zu geben die aktuell seit Januar weg ist was für so viel Aufschrei gesorgt hat. Paizo versucht nun ihre Regeln soweit abzusichern das eine Klage mit hoher Wahrscheinlichkeit in einem möglichst frühen Stadium abgewiesen wird, mehr können sie nicht tun.

Hat das nun auch Auswirkungen auf die Welt, die Ebenen u.s.w.?

NEIN! Was entfällt ist nur das Regelelement der Gesinnung. Das wurde in diversen Streams mehrfach bestätigt. Das die Unterschiedlichen Ebenen unterschiedliche Ausrichtungen haben wird exakt so beibehalten, vielleicht mit ein paar anderen Worten aber immer noch mit den selben Auswirkungen. So wird es weiterhin einen Unterschied zwischen Teufeln aus der Hölle und Dämonen aus dem Abyss geben. In der Diskussion rund um den diabolischen Drachen geht Luis Loza speziell darauf ein das die Hölle ein Ort der Hierarchien und Ordnung ist.

Welche Regeln basierten denn überhaupt auf Gesinnung?

Um zu verstehen was sich wirklich an den Regeln ändert muss man zunächst schauen wie Gesinnung in den aktuellen Regeln genutzt wird. Ich in den Grundregeln, Götter und Magie, Zusatzregeln und Geheimnisse der Magie nach Rechtschaffen gesucht weil das einfacher zu filtern ist. Da im Buch der Toten “Rechtschaffen” verständlicherweise gar nicht vor kommt und Chaotisch nur 4 mal, habe ich mir hier die Mühe gemacht nach “böse” zu suchen. Insgesamt bietet das aber einen guten Überblick wo alles Gesinnung zum Tragen kommt und vor allem wie sie das tut.

Talente

  • Kleriker: Waffengesinnung
  • Streiter: Aura der Rechtschaffenheit
  • Mönch: Heiliges KI (G&M)
  • Allgemein: Schlachtgebet (G&M)
  • Mystiker: Resistenz überwinden (Zus)
  • Kleriker: Ausgleich (Zus)
  • Mönch: KI-Gestalt (Zus)

Begrenzung für den Streiter

Der Streiter muss sich für eine Gesinnung entscheiden und bekommt dann entsprechend einen Fokuszauber und eine Reaktion.

Zauber

  • Gesinnung entdecken
  • Göttliche Aura
  • Göttliche Energielanze
  • Göttliche Erhöhung
  • Göttlicher Zorn
  • Göttliches Machtwort
  • Schutzkreis
  • Schutzzeichen
  • KI-Schlag
  • Litanei der Rechtschaffenheit
  • Beschwörung eines Axiomaten (GdM)
  • Beschwörung eines göttlichen Herolds (GdM)
  • Beschwörung eines niederen Dieners (GdM)
  • Göttlicher Schlag (GdM)
  • Heiliges Armageddon (GdM)
  • Spirituelle Einstimmung (GdM)
  • Teufelsgestallt (GdM)
  • Schlurfender Schrecken (BdT)

Gegenstände

  • Rune Anarchisch
  • Runde Axiomatisch
  • Heiliger Rächer
  • Apotropäischer Fulu (GdM)

Archetypen

  • Meister der Untoten

Was genau wird hier geregelt?

Die genauen Regeln kann man in folgende Kategorien einteilen:

Schadenseffekte

Hierunter fällt fast 90 % dessen was geregelt wird und es dreht sich dabei Zusatzschaden der verursacht wird wenn die Quelle und das Ziel gegenüberliegende Gesinnungen haben. Also “Guter” Schaden wird nur einer “Bösen” Kreatur zugefügt und eine Resistenz gegen “Chaotischen” Schaden verhindert auch nur diesen. Dieses Elemente wird durch “heilig” / “unheilig” ersetzt. Ob es dann für “alte” Monster Übersetzungstabellen gibt oder einfach eine generelle Handlungsempfehlung ist nicht klar. Wichtig ist nur das “Heilig” und “Unheilig” nicht generell das Gesinnungssystem ersetzen sollen sondern nur das was sich auf Schadensaspekte bezieht.

Voraussetzung

Einige Talente, Zauber oder Archetypen setzten beim Nutzer eine gewisse Gesinnung voraus. Diese Regelelemente sind aber sowieso schon sehr speziell. Wenn also z.B. ein Fokuszauber des Streiters eine Rechtschaffen Gute Gesinnung voraussetzt kann man auch einfach in den Regeln festlegen das nur ein Paladin – also die Unterklasse des Streiters – diesen Zauber verwenden kann. Bei anderen Sachen, wie z.B. dem “Meister der Untoten” Archetyp sieht es schon wieder schwieriger aus und da muss man wohl abwarten wie es später gehandhabt wird.

Grundsätzlich wird viel mehr mit Edikten und Anathemen gearbeitet. Anstatt einfach zu sagen eine Gottheit ist “Rechtschaffen Gut” wird hier genauer definiert was sie genau darunter versteht und gibt sowohl Handlungsanweisungen als auch regeltechnische Voraussetzungen. Ein Kleriker von Pharasma die das Anathema “Erschaffe Untote, störe die Totenruhe, plündere Gräber.” hat, kann sehr deutlich nicht den Archetypen “Meister der Untoten” nutzen. Gerade hier passiert schon sehr viel individuelles in den aktuellen Regeln und die Beschränkung auf die Gesinnung ist da tatsächlich nicht mehr notwendig.

Fazit

Für wen die Gesinnung ein essentielles System ist um einfach zu erkennen welche Grundmotivation ein Charakter hat ist der Wegfall sicher ein Problem. Das trifft insbesondere auf jene Leute zu die Pathfinder 2e tendenziell eher als taktisches Brettspiel spielen und daher bei der Charaktererschaffung die Gesinnung als Abkürzung zur Motivation des eigenen Charakters nutzen.

Für Leute die bereits jetzt die Gesinnung als etwas sehen das eher eine fliesende Skala ist und eben nicht starr in ein Raster mit 9 Feldern gedrängt werden kann dürfte die Änderung ziemlich egal sein.

Und um es nochmal zu betonen an der Einteilung und Ausrichtung der Ebenen im Multiversum ändert sich nichts. Die Hölle ist auf Struktur, Ordnung und Hierarchien aufgebaut, der Abyss auf extremen Individualismus und Egoismus, Teufel und Dämonen sind somit sehr unterschiedlich und bleiben das auch.

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