Gestern wurde nach und nach mehr über die geplante OGL 1.1 bekannt und unter anderen hat Gizmodo wohl eine komplette Version der neuen Bedingungen und die sieht noch schlechter aus als das worüber andere bereits gestern berichteten. Besonders ein Passus sticht heraus:
“the Open Game License was always intended to allow the community to help grow D&D and expand it creatively. It wasn’t intended to subsidize major competitors, especially now that PDF is by far the most common form of distribution.”
“Die Open Game License war immer dazu gedacht, der Community die Möglichkeit zu geben, D&D wachsen zu lassen und kreativ zu erweitern. Sie war nicht dazu gedacht, große Konkurrenten zu subventionieren, insbesondere jetzt, wo PDF die bei weitem häufigste Form der Verbreitung ist.”
Auswirkungen
Da Paizo der bei weiten größte Konkurent von WotC ist, ist dies wohl direkt an sie gerichtet und mit der Idee das die OGL 1.0a grundsätzlich ungültig würde, wäre deren Geschäftsmodel so wohl nicht mehr tragbar. Sowohl Pathfinder als auch Starfinder basiert auf der OGL 1.0a und wir in nahezu allen Produkten erwähnt. Die Kombination aus der Anforderung Lizenzgebühren zahlen zu müssen und nur noch Druck bzw. PDFs veröffentlichen zu dürfen hätte weitreichende Auswirkungen.
- Pathfinder Computerspiele wie Kingmaker oder Wrath of the Righteous wären nicht mehr möglich
- Der Verkauf von VTT Modulen, egal auf welcher Platform wäre nicht mehr möglich
- Das Anbieten der Regeln über Plattformen wie Demiplane wäre nicht mehr möglich
- Das weiterreichen der Lizenzen wie es aktuell über die “Pathfinder 2e Compatibility Licence”, die “Community Use Policy” oder “Pathfinder Infinite” wäre nicht mehr möglich.
Das alles trifft auf Paizo zu wie sonst auf keinen anderen Mitbewerber von WotC. Klar gibt es noch andere Computerspiele die das D20 System nutzen, aber das ist eher verteilt und nicht konzentriert bei einer Firma.
Möglichkeiten
Aktuell wird online viel darüber diskutiert wie es weiter gehen kann wobei konkret nur die Frage wichtig ist ob die OGL 1.0a generell für ungültig erklärt werden kann. Hierbei ist es unerheblich was Fans denken oder sagen, aber auch Rechtsexperten sind hier unterschiedlicher Meinung. Zum Einen gibt es jene die argumentieren das “perpetual” also “immerwährend” nicht bedeutet das die Lizenz nicht zurück gezogen werden kann. Sie argumentieren das eine Lizenz die einseitig gewährt wurde explizit erwähnen muss das sie nicht zurück gezogen werden kann.
Interessant ist aber auch die Betrachtung in diesem Video wo ein Vertragsanwalt zu den entsprechenden Punkten befragt wird. Er bringt folgende Argumente:
- Der Teil “In consideration for agreeing to use this License, the Contributors grant You a perpetual, worldwide, royalty-free, non-exclusive license with the exact terms of this License to Use, the Open Game Content.” geht davon aus das auch der Lizenzgeber von der Lizenz profiziert (mehr Bekanntheit für D&D) und in der Kombination mit “perpetual” gibt es Präzedenzfälle von anderen Verträgen wo ein solcher Vertrag nicht zurück gezogen werden kann.
- Es gibt sowas wie ein “Gewohnheitsrecht”. Da die OGL 1.0a bereits seit 22 existiert und nie angefochten wurde kann man vor Gericht argumentieren das dies auch jetzt nicht mehr möglich ist.
- Es gibt im amerikanischen Copyright Recht einen Passus der eine Lizenz, die sich auf die Nutzung von Geistigem Eigentum, bezieht nach 35 Jahren einfach zurück ziehen lässt. Aber selbst in einem solchen Fall ist alles was entstanden ist weil es daraus abgeleitet wurde darf weiterhin legal veröffentlicht werden.
- In der Wizards eigenen FAQ zur OGL haben die selbst zugegeben, dass das zurückziehen der OGL 1.0a nicht möglich ist:
- Der Punkt 9 der OGL 1.0a sagt explizit das diese Version immer weiter genutzt werden kann:
“9. Updating the License: Wizards or its designated Agents may publish updated versions of this License. You may use any authorized version of this License to copy, modify and distribute any Open Game Content originally distributed under any version of this License.”
Der ursprüngliche Verfasser der OGL hat sich ebenfalls geäußert und gemeint das Hasbro nicht die Möglichkeit hat die OGL 1.0a für ungültig zu erklären.
Fazit
Sollte Hasbro das tatsächlich so veröffentlichen wird es zu einem sehr hässlichen Rechtsstreit kommen der sich wohl über Jahre hinziehen kann und alle Beteiligten massiv Geld kostet. Die Idee von Hasbro ist wohl das sie die Mittel haben um das länger aussitzen zu können und dann für die Zukunft ausgesorgt haben. Sollten die Konsumenten das mitmachen könnte das vielleicht aufgehen, wird aber dem Hobby als Ganzes erheblich schaden. Auch kleinerer Systeme die nichts mit der OGL zu tun haben profitieren ja davon das es ein so breites Angebot gibt und sie auf der Bekanntheitswelle mitschwimmen.
Ich für meinen Teil bin ja recht einseitig im Rollenspielsektor unterwegs und sollte tatsächlich Pathfinder erheblich unter der Entscheidung leiden werde ich entsprechende Konsequenzen ziehen. Was diese Sache mit mir in jedem Fall gemacht hat ist die Vorfreude auf den D&D Film komplett genommen. Den werde ich mir wohl nicht anschauen.
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