Also gut. Ich bin Krik Tezul. Ein Tengu, der in einem ziemlich verkommenen Viertel von Ridonport aufgewachsen ist. Aufgezogen hat mich meine Großmutter und dabei hat sie mir viele Geschichten von den Fesseln erzählt. Ich finde zwar, dass der Name nicht sehr einladend klingt (nach wie vor) aber sie war der Überzeugung, dass ich dorthin aufbrechen muss, sobald ich es allein kann.
Oma Flick hat mich allein aufgezogen. Sie hat mir nicht viel über meine Eltern erzählt, wohl damit ich sie nicht vermisse. Aber ich weiß, dass sie bei einem Unfall ums Leben kamen, als ich noch ein Ei war. (Hab ich belauscht, als ich noch recht jung war und keine Schwungfedern hatte.) Oma gab mir zwar keine Schuld daran, aber die anderen Kinder und Leute hatten mich stets gemieden.
Vor ein paar Jahren, kam es zu einer weniger glorreichen Situation, als ich auf der Straße unterwegs war um Essen für Oma und mich zu besorgen. Halbstarke Jugendliche hatten sich auf die Lauer gelegt um „Schwarze Feder“ zu spielen. Es war wohl so etwas wie eine Mutprobe und das Ziel war es jedes mal, mir eine meiner Schwungfedern zu klauen.

Meistens entkam ich, aber diesmal hatten sie mich eingekesselt und bedrängten mich.
In dem Moment hörte ich jemanden in meinem Kopf, der mir seine Hilfe anbot und natürlich nahm ich an. Was dann genau passiert ist, weiß ich nicht. Denn meine Erinnerung daran sind schwarz. Wortwörtlich…
Seitdem änderten sich zwei Dinge. Die Leute hatten Angst vor mir und nannten mich „Missgeburt“ oder „Unglücksrabe“, zweiteres gefiel mir besser… Aber meistens rannten sie einfach nur weg oder gingen sehr schnell in eine andere Richtung. Und zum anderen ließ mich Oma Flick nicht mehr auf die Straße. Zum Glück gesellte sich Dumia, mein Rabe zu mir und war fortan mein bester Freund und treuer Begleiter.
Erst als Oma sehr krank wurde, durfte ich die Hütte wieder verlassen um mich um sie zu kümmern.
Allerdings bringe ich wohl wirklich Unglück… denn sie erlag ihrer Krankheit. Und ich verließ Ridonport…
Auf meinem Weg zurück zu den Wurzeln meiner Urgroßeltern und vielleicht auch um herauszufinden was damals in der Gasse mit mir passiert ist, kam ich in Cassomir an. Dort musste ich einen Umweg machen und lernte kurz darauf Xi Xaoi und seinen Meister kennen. Wir teilten uns ein Floß oder eher die Überfahrt über den Fluß. Sie waren die ersten Leute, die ich seit meiner Oma getroffen hatte, die mir nicht mit Abscheu, Angst oder Misstrauen begegneten. Sie waren nett und teilten sogar ihr Essen mit mir. Auch sie waren in diesen Landen fremd, vielleicht kamen wir daher so gut miteinander aus.
Als wir jedoch den Verduanwald erreichten, wurden wir überfallen. Es kam zu einem Kampf mit den Räubern und Xi Xaois Meister stellte sich einem Pfeil in den Weg, der eigentlich mich als Ziel gehabt hatte.
Ich hörte später Leute davon sprechen, was für ein Glück ich doch gehabt hätte… Ich sehe es jedoch anders… Ich bringe den Leuten, die ich mag Unglück.
Meine Reise habe ich seither aufgeschoben und schloss mich Xi Xaoi an. Ich habe ihm gegenüber meine Schuld zu begleichen. Daher versuche ich, ihm so gut es geht beizustehen um sich in der Welt, die ich selbst nicht verstehe, zurecht zu finden. Ich kann immerhin Lesen, Schreiben, Rechnen und verstehe mich auf viele handwerkliche Tätigkeiten. Außerdem kann ich mit Geld umgehen und verwalte es daher für ihn.
Meine anderen Fähigkeiten setze ich nur ein um das unweigerlich kommende Unglück aufzuhalten oder abzumildern. Vielleicht finde ich irgendwann einen Weg zu den Fesseln oder aber ich finde eine neue Heimat und breche alle Verbindungen zu meinem alten Leben und dem Leben meiner Ahnen ab.
Wer wissen will wie es von hier aus weiter geht schaut sich das “Buch des Lebens” an, eine Streaming Kampagne von Lurch und Lama.
Zeichnungen und Text sind von der wunderbaren Isuna.